Das Suffix -oid bezeichnet «Form» oder «Ähnlichkeit».
Humanoid beispielsweise bedeutet, dass etwas dem Menschen ähnelt.
Aber bei Flavonoiden hat sich die schlechte Angewohnheit eingeschlichen,
dass darunter auch große Mengen an Molekülen subsumiert werden,
die überhaupt nichts mit gelben Pigmenten zu tun haben. Ich sage
dies hier, um Ihnen eine allgemeine Vorstellung zu geben und Sie
praktisch vor dem unmäßigen Gebrauch des Begriffs Flavonoid zu warnen.
Man sollte immer spezifizieren, welches Flavonoid gemeint ist.
Zusätzlich zu den roten Pigmenten,
den Anthocyanen, und den gelben Pigmenten, den Flavonen oder Flavonoiden,
gibt es eine Anzahl von Pflanzen, die offenbar nur durch Chlorophyll
pigmentiert sind, jenem 13 grünen Pigment, das die Blätter in
die Lage versetzt, eine organische Synthese zu leisten. Sie sehen
hier einige Fotos von Traubenblättern. Diese Blätter verbergen
etwas wirklich Besonderes, nämlich Procyanidine
oder Proanthocyanidine, die Substanzen, über die ich viele
Jahre gearbeitet habe. Auch sie sind Polyphenole, aber farblose.
Sie sehen also, dass der Begriff Polyphenol in eine ganz große
Tüte paßt, eine ganze Rumpelkammer voller Stoffe, und dass Genauigkeit
bei diesem Thema absolut notwendig ist. Man muß wissen, ob ein
Polyphenol farbig ist oder nicht, ob es ein Pigment ist - ein
blaues, gelbes, rotes Pigment usw. - oder ob es überhaupt nicht
pigmentiert ist. Gerade jetzt führt die Natur uns vor, dass viele
grüne Blätter im Herbst rot werden. Der Grund hierfür ist, dass
sie Proanthocyanidine enthalten.
Es
ist sehr deutlich, dass in der Natur - und bedauerlicherweise
können wir hier drinnen das schöne Schauspiel nicht sehen, das
die Natur draußen aufführt, auch wenn Sie wissen, wie es aussieht,
dasses sich direkt unter Ihren Augen abspielt - ein
roter Ahornwald seine typische Herbstfärbung annimmt. Aber
was geschieht in diesen Ahornblättem, wenn sie sich im Herbst
rot färben? Auch sie produzieren rotes Anthocyan. Diese Verwandlung
wurde jedoch nicht durch die Zugabe von Salzsäure ausgelöst. Und
es ist gleichermaßen klar dass, weil die Blätter im Begriff sind
zu sterben, wir hier keine Synthese, sondern eine schlichte Verwandlung
vor uns haben, die Verwandlung von
Procyanidin in Anthocyan. Nach dieser Klarstellung können
wir das Problem nun genau fassen. Man kann das Vorliegen dieser
Moleküle auf zwei Arten beweisen, die ich im Laufe meines Lebens
ausgiebig studiert habe. Erstens im Labor: Man nimmt ein kleines
Pflanzenfragment, erhitzt es in saurer Umgebung, und wenn es sich
rötet, liegt eine Anthocyan-Produktion vor. Die zweite Beweisführung
besteht darin, geduldig auf den Herbst zu warten und zu beobachten,
ob die Blätter an den Bäumen rot werden. Dann weiß man, dass die
betreffende Pflanze Proanthocyanidine absondert.
Ich will Sie nicht mit den chemischen
Formeln dieser Substanzen belästigen, ich will Ihnen nur bewußt
machen, dass diese Phänomene in Pflanzen vorkommen, die Katechine
synthetisieren können. Katechine sind
Polyphenole; sie sind zugleich ein weiteres Mitglied der
riesigen und äußerst komplexen und vielfältigen Gruppe der Polyphenole.
Katechine sind Monomere, und ich stelle sie hier als ein Kreis
mit dem Buchstaben K dar. [Hier bezog sich
Masquelier auf die Abbildung einer chemischen Formel.]
Einige Pflanzen synthetisieren nur Katechine. Ein sehr bekanntes
Beispiel ist Tee. Grüner Tee enthält Katechine und sonst nichts.
Diese Katechine mögen in ihrer Komplexität schwanken, aber es
sind alles Monomere. Hingegen wird
in anderen Pflanzen, etwa der Weintraube, dem Ahorn und vielen
anderen, das Katechinmonomer synthetisiert, und dann verbindet
es sich zu Zweier-, Dreier-, Vierer- und manchmal Fünfergruppen,
wenngleich dies selten vorkommt. Diese Gruppen sind als oligomere
Procyanidine bekannt oder OPC. Sie stehen im Zentrum meiner
Studien, und über sie möchte ich heute ausführlich sprechen.
Wie Sie sehen, habe ich Katechin
mit dem Buchstaben K gekennzeichnet. Haben
Katechine, die sich durch Kohlenstoff-Kohlenstoff-Brücken verbunden
haben, OPC gebildet, verlieren sie ihre Identität als Katechine
und werden zu procyanidolischen Einheiten. Aus diesem Grund
habe ich den Buchstaben K durch den Buchstaben E 14 ersetzt. Dies
soll Ihnen eindeutig klarmachen, dass jede Einheit ihre Katechin-Identität
verliert, wenn OPC gebildet wird.
Gezeigt
werden soll hier, dass wir es mit etwas anderem als einem kondensierten
Katechin zu tun haben. Diesen Katechinen, die mittels einer Kohlenstoff-Kohlenstoff-Brücke
und einem anderen Katechin wie eine Einheit miteinander in einer
E-Form verbunden sind, ist zu eigen, dass man beim Zerbrechen
der Kohlenstoff-Brücke keine Katechine, sondern Anthocyane erhält.
Dies ist die Reaktion, die ich Ihnen gezeigt habe, das berühmte
30-Dollar-Experiment, das zwar nicht besonders seriös wirken mag,
aber trotz der bescheidenen Kosten sehr interessant ist und das
Sie hier sehen. Es zeigt, dass Dimere, d.h. zwei durch eine Kohlenstoff-Brücke
miteinander verbundene Katechine, ihre unterschiedlichen Identitäten
völlig verlieren. Es ist so, als ob Fräulein Durand und Herr Dupont
heirateten und nach der Eheschließung weder eine Spur von Dupont
noch Durand zu finden wäre, sondern dass sie einen neuen Namen
angenommen hätten. Sie sind immer noch zwei Individuen, zwei Menschen,
aber die sie verbindende Ehe hat dazu geführt, dass sie ihre frühere
Identität aufgegeben haben. Wichtig ist zu bedenken, dass wir
es mit einer völlig anderen Substanz zu tun haben, wenn Dimere,
Trimere usw. - also OPC - gebildet werden. Mit anderen Worten:
Wenn die Natur beschließt, eine Pflanze, z.B. Teeblätter, ausschließlich
Katechine hervorbringen zu lassen, stellt sie sicher, dass diese
Katechine ganz bestimmte sind. Es ist
falsch, von Tannin im Tee zu sprechen. Teeblätter enthalten
nur Katechine. Diese mögen mehr oder weniger variiert sein, aber
dennoch bleiben sie alle Katechine. In
Trauben- und Ahornblättern hat die Natur beschlossen, die Katechine
in OPC zu verwandeln, und hat unter diesen Bedingungen neue Individuen
hervorgebracht. Sowohl von einem chemischen
wie auch medizinischen oder physiologischen Gesichtspunkt aus
dürfen wir Katechine nicht mit OPC verwechseln.
Ich will Ihnen ein Beispiel geben,
das ich sehr gut kenne, weil ich, wie Sie wissen, aus einer Gegend
in Frankreich komme, wo viel Wein produziert wird. Und dazu noch
sehr guter Wein, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, fast so
gut wie die Napa-Valley-Weine. Die
Synthese, die in Wein stattfindet oder vielmehr im Traubenblatt,
ist besonders komplex, weil das Traubenblatt nicht nur Monomere,
d.h. Katechine, sondern auch Oligomere produziert, die, wie wir
gesehen haben, durch eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Brücke verbundene
Katechine sind und zu OPC verwandelt wurden. Über diese Verbindung
von zwei, vier, sagen wir noch, fünf Katechine hinaus erhalten
wir Polymere. Sie sind kein OPC mehr, sondern Polymere, weil über
eine gewisse Verdichtung hinaus diese Substanzen zu Tanninen werden.
Und auch hier müssen wir mögliche Verwechslungen vermeiden. Sie
sehen nun, wie komplex die Chemie der natürlichen Substanzen ist!
Allgemein ist der Eindruck verbreitet, dass alles Natürliche gut,
rein, einfach und leicht zugänglich ist. Aber die Chemie der natürlichen
Substanzen ist einer der schwierigsten Chemiezweige. Wir dürfen
keinesfalls ein Katechin mit einem Tannin verwechseln, und doch
geschieht dies leicht, weil wir beispielsweise vom Tannin im Tee
sprechen, was ein großer Irrtum ist. Tee enthält Katechine und
sonst nichts. Kein Tannin.
Aber wir dürfen auch nicht glauben,
dass es keinen Unterschied zwischen OPC und Tannin gebe. Tannin
ist ein riesiges Molekül, das, physiologisch gesprochen, nicht
länger interessant ist. Meiner Meinung nach wird Tannin wegen
der einzig wertvollen Eigenschaft benutzt, die es aufweist und
die seit langem bekannt ist: seine Wirkung gegen Durchfall. Tannine
sind jedoch nicht in der Lage, die Darmschranke zu passieren und
daher nicht bioverfügbar. Wir sollten uns also von den
Tanninen abwenden und mehr auf die richtigen Oligomere konzentrieren,
kleine Gruppen von zwei, drei, vier und sehr selten sogar fünf
Katechinen, die durch eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Brücke miteinander
verbunden sind und eine anthocyane Reaktion auslösen. Diese bedeutet,
dass sie unter den zuvor genannten Bedingungen in rote Pigmente
verwandelt werden.
1979
prägte ich das Wort „Pycnogenol",
um ein wenig Ordnung in diese hochkomplexe Chemie zu bringen.
Wenn wir nämlich von Tanninen sprachen, wußten wir nie genau,
was das war. Aus chemischer Sicht - als Chemiker - prägte ich
das Wort Pycnogenol. Dieses Wort deckt all diese Substanzen ab,
denn es sind alles Substanzen, die sich unter bestimmten Bedingungen
miteinander verbinden können. Auf griechisch bedeutet Pycnogenol
«mit der Neigung, sich untereinander zu verbinden, Gruppen mit
zunehmender Komplexität zu bilden». Nun wissen Sie also fast soviel
wie ich über dieses Thema, und wenn ich noch weiter fortfahren
würde, würde es bald schon kompliziert, und ich verlöre vermutlich
Ihre Aufmerksamkeit.
Ich
will Ihnen nun etwas über meine Forschung erzählen, darüber, warum
ich Erfinder bin und besonders, warum ich OPC für medizinische
Zwecke entdeckte. Sie wissen, dass ein Erfinder nichts
aus dem Nichts erschafft. Wenn ich plötzlich ein weißes Kaninchen
aus dem Nichts erschaffen könnte, wäre ich ein Schöpfer. Wir alle
wissen, dass der Begriff «Schöpfer» für Gott reserviert ist, der
ohnehin auf diesem Gebiet unschlagbar ist; es hat daher auch keinen
Zweck, sich mit Ihm messen zu wollen. Der Erfinder ist Teil des
von Gott geschaffenen Universums. Und
wie wir seit Lavoisier wissen, diesem großen französischen Chemiker,
der als Vater der modernen Chemie betrachtet wird, wird nichts
in dieser Welt erschaffen und nichts verloren, sondern alles verwandelt.
Daher verwandelt auch ein Erfinder nur, was in der Natur bereits
vorhanden ist. Diese Verwandlung besteht oft in der Entdeckung
einer neuen Möglichkeit einer bekannten Substanz. In
diesem Sinn war ich ein Erfinder, als ich die therapeutischen
Eigenschaften von OPC entdeckte, zu denen ich nun komme.
Ich
begann meine Forschung über Erdnüsse. Warum Erdnüsse, werden Sie
fragen. Weil Öl aus Erdnüssen gewonnen
wird, und das war auch 1945 der Fall. Zu der Zeit war ich
ein junger Student und arbeitete an meiner Dissertation. Ich arbeitete
deshalb über Erdnüsse, weil Frankreich ziemlich schlecht aus dem
Krieg hervorgegangen war. Die USA hatten uns geholfen, unsere
Feinde loszuwerden, aber das Land war ausgeblutet. Wir konnten
uns damals in Frankreich nicht richtig ernähren. Daher stellte
sich die Frage, ob das, was von der Erdnuß nach der Öl-Extraktion
übrigblieb und bis dahin an das Vieh verfüttert worden war, nicht
auch zur Ernährung der Franzosen taugte, vorausgesetzt, dass es
nützliche Aminosäuren
enthielt. Ich war also mit dieser Aufgabenstellung befaßt. Um
die Aminosäuren
zu untersuchen, die nach der Ölgewinnung in der Erdnuß verblieben,
musste ich mit einer Säure die Proteine in Aminosäuren
zurückführen. Jedesmal,
wenn ich eine Säure gebrauchte, tauchte eine rote Farbe auf. Ohne
es zu wissen, verursachte ich cyanidolische Reaktionen.
Ich wollte wissen, was diese Rotfärbung verursachte und entdeckte,
dass es eine farblose Substanz war, die in der Erdnußhaut vorkam,
eine Substanz, die in der Erdnuß selbst entstand und sich anschließend
in der Haut konzentrierte.
Kurz gesagt, meine Dissertation
nahm allmählich Gestalt an. Dies geschah 1948, um genau zu sein,
am 12. Juli 1948. Sie können selbst errechnen, dass ich zu jener
Zeit ziemlich jung war, da ich 1922 in Paris geboren wurde. Und
doch enthielt diese Dissertation einige neue Fakten über Polyphenole.
Tatsächlich formulierte ich zu dieser Zeit die Hypothese, dass
sich diese monomerischen Substanzen während des Stoffwechsels
mittels einer Kohlenstoff-Kohlenstoff-Brücke miteinander verbanden,
um Dimere zu bilden.
Dies war eine meiner ersten Entdeckungen
in jener Zeit. Die zweite war folgende: Ich
hatte mit Meerschweinchen gearbeitet und ihren Kapillarwiderstand
gemessen, nachdem ich ihnen diese aus Erdnüssen isolierte Substanz
verabreicht hatte, bei der es sich natürlich um OPC, ein Proanthocyanidin,
handelte. Ich bemerkte, dass diese Substanz die Kapillarresistenz
der Tiere erhöhte. Aber zu dem Problem der Kapillarresistenz komme
ich später noch.
Der
für mich wichtige Punkt war: Ich nahm diese Untersuchungen natürlich
in einem biochemischen Labor vor, und zwar einem, das einer medizinischen
Fakultät angeschlossen war. Mehr
oder weniger steht fest, dass ich mich darauf beschränkt hätte,
die Chemie dieser Substanzen zu untersuchen, wenn ich in einem
Labor gearbeitet hätte, das einer naturwissenschaftlichen Fakultät
angegliedert war. Aber dass ich nun einmal zufällig an einer medizinischen
Fakultät arbeitete, wollte ich wissen, ob diese Substanzen irgendeine
physiologische Bedeutung hatten. Hierbei hatte ich großes Glück,
denn ich entdeckte, dass diese Substanzen eine Wirkung auf das
Gefäßsystem hatten, dass sie die Kapillarresistenz erhöhten. Und
zwar sogar so stark, dass 1950, nachdem ich die Methode hatte
patentieren lassen, mit der man diese Substanzen extrahieren kann,
das erste auf OPC basierende Medikament auf dem französischen
Markt erschien. Es hieß ResivitTM und basierte auf Proanthocyanidinen,
die aus Erdnußhäuten gewonnen waren. Wenn Sie nach Frankreich
gekommen wären und in einer Apotheke nach ResivitTM gefragt hätten,
man hätte es Ihnen mit Freuden verkauft. Natürlich, denn Apotheker
verdienten ja ihr Geld damit, aber das zeigt, dass dieses Gefäßschutzmittel
ResivitTM seit 1950 in Frankreich verkauft wird, und es ist immer
noch auf dem Markt. Die Erdnüsse zur Herstellung von ResivitTM
wurden in ihren Schalen aus Afrika importiert. Kurz nach der Einführung
von ResivitTM kamen die Erdnüsse jedoch ohne Schalen in Bordeaux
an. Die Senegalesen hatten begonnen, sie mit diesem einfachen
Gerät zu schälen, und seitdem trafen sie in Bordeaux eben ohne
ihre Häutchen ein. Dies bedeutete, dass unsere Quelle an Rohmaterial
für das Medikament versiegt war und ich eine andere OPC-Quelle
finden mußte. Zufällig fand ich sie in dem Pinienwald
nahe Bordeaux, der sich vom Süden der Stadt bis hin zur spanischen
Grenze zieht. Diese Gegend heißt «Les Landes», und in der Rinde
der Pinien dieser Region fand ich wieder einmal Proanthocyanidine,
OPC. Ich erforschte sie und entdeckte eine Methode, mit der man
sie gewinnen konnte. Diese Extraktionsmethode
war Gegenstand des Patents, das ich 1951 anmeldete. Wie
Sie sehen, reicht dies nun schon eine ganze Zeit zurück, und es
zeigt deutlich, dass man in Frankreich damals an dieser Substanz
interessiert war, zumindest jedenfalls in Bordeaux und in meinem
Labor.
Dieses Patent war die Grundlage
für FlavanTM, ein Arzneimittel, das auf OPC aus Pinienrinde basierte.
Aus Pinienrinde
gewonnenes OPC hat ebenfalls eine Wirkung auf das Gefäßsystem.
Daher ist FlavanTM auch ein Gefäßschutzmittel. Es wird immer noch
in französischen Apotheken verkauft und von französischen Ärzten
verschrieben.
Um
mit den positiven Ergebnissen meiner Forschung fortzufahren: Ungefähr
zehn Jahre später kamen wir in meinem
Labor auf die Idee, Traubenkerne
zu analysieren. Wir entdeckten, dass das in dem Traubenblatt vorhandene
OPC von dem Blatt in den Traubenkern wandert und sich dort sammelt.
Dadurch wurde der Traubenkern zu einem sehr interessanten Rohstoff
für die Extraktion von OPC, besonders, weil er als ein Abfallprodukt
der Herstellung von Bordeauxwein billig und reichlich vorhanden
war. Nachdem die Trauben gelesen und gepreßt worden sind,
findet man wahre Berge an Traubenkernen. Traubenkerne werden manchmal
für die Ölgewinnung genutzt, weil Traubenkernöl ein ausgezeichnetes,
köstliches Speiseöl ist, reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Aber sie können nicht alle für die Ölgewinnung verbraucht werden,
es gibt einfach zu viele, so dass die Industrie begann, sie auch
als eine neue Quelle für OPC zu nutzen.
In einem Traubenkern befindet sich das Öl auf der Innenseite;
auf der Außenseite ist eine Zone, die Tannin enthält, und direkt
auf der Oberfläche dieser Tanninzone findet man OPC.
Das fassbare Ergebnis
all dessen ist ein drittes Arzneimittel, EndotélonTM, ein weiteres
Gefäßschutzmittel, das auf Traubenkernen basiert, die bei der
Herstellung von Bordeauxwein übrigbleiben.
Wie Sie sehen, liegt hier seit
Jahrzehnten ein kontinuierlicher Prozeß vor, ein Entwicklungsprozeß
dreier Arzneimittel, die auf natürlichen Substanzen beruhen und
alle das gleiche therapeutische Profil aufweisen, nämlich
Schutz des vaskulären Systems.
Aber wie stellt man diese Schutzwirkung für das Gefäßsystem fest?
Indem man den Widerstand der kleinen Kapillargefäße mißt. Die
Kapillarresistenz läßt sich leicht messen. Man muß nur mit diesem
kleinen Gerät ein Vakuum in diesem Glasgefäß herstellen und kann
mit einem Manometer in Quecksilberzentimetern den so hergestellten
Druckabfall messen. Zur Durchführung der Messung legt man das
Gerät an die Haut und schafft ein Vakuum, bis winzige kleine Hämorrhagien
erscheinen. Die Messung, die Sie hier [auf
dem Dia] sehen, wurde bei einem Druck durchgeführt, der
unter dem der Kapillarresistenz lag, aber wenn man einen Druck
schafft, der 25 Quecksilberzentimetern auf dem Manometer entspricht
- was im allgemeinen der erforderliche Druck bei einem gesunden
Mann ist -, fangen die ersten Kapillaren an zu platzen, und so
hat man die Kapillarresistenz ermittelt. Diese Messung kann natürlich
auch an Meerschweinchen oder anderen Tieren durchgeführt werden.
Was geschieht bei dieser Messung unter der Haut? Ganz einfach:
Die Kapillaren platzen. Hier sehen Sie das Bild eines geplatzten
Haargefäßes, das mit einem Elektronenmikroskop aufgenommen wurde.
Sie sehen die roten Blutzellen, die Lymphozyten, das Innere der
Kapillare, die sie umgebenden Zellen und noch etwas, das sich
wahrzunehmen lohnt, weil es sich mehr oder weniger wie Umhüllungsgewebe
um die Zellenwand verhält: Kollagenfasern.
Und
damit bin ich zu dem wichtigsten Element meiner damals neuen OPC-Entdeckungen
gelangt: ihrer Wirkung auf Kollagen.
Man könnte sagen, dass seit meiner Publikation dieser umfassenden
Tabelle die Proanthocyanidine, OPC, als «Kollagenvitamine»
betrachtet werden können, weil sie an der Biosynthese von Kollagen
teilhaben und seine Zerstörung verhindern. Betrachten wir
daher zuerst die Biosynthese. Wie Sie wissen, erfordert die Biosynthese
von Kollagen Ascorbinsäure, Vitamin
C, weil die Aminosäuren Prolin und Lysin hydroxyliert werden
müssen, bevor sie als physiologisch aktives Kollagen inkorporiert
werden können. Das OPC verhält sich
wie der Co-Faktor von Vitamin
C, verstärkt seine Wirkung und aktiviert somit die Kollagenproduktion.
Man kann dies mit der Reparatur einer kaputten Leiter vergleichen,
bei der nur noch zwei Sprossen übrig sind. Sie muß repariert werden
und neue Sprossen erhalten. Dank OPC
verstärkt sich das Kollagen durch Querverbindungen, die es physiologisch
wieder funktionsfähig und stabil machen, wie im Bild der reparierten
Leiter.
Aber ich brauche Ihnen, meine
Damen und Herren, nicht zu erzählen, dass Sie eine Leiter nicht
mit egal welchen Holzstücken reparieren können. Die Holzstücke
müssen die richtige Größe haben und zwischen die beiden Seitenteile
passen. Wenn Sie zu lange Holzstücke benutzen, wird die Leiter
ganz krumm und nutzlos. Ich gebrauche dieses Bild, um klarzustellen,
dass Sie mit einem Tannin oder andererseits einem Katechin Holzstücke
hätten, die zu groß oder zu klein wären und niemals zwischen die
Seitenteile paßten. Die Seitenteile der Leiter sind die Kollagenfasern,
und hier haben Sie beispielsweise ein Polyphenol, das sich zwischen
die Seitenteile der Leiter einpassen will. Diese Polyphenolsubstanzen
müssen über eine gewisse molekulare Größe verfügen, wenn sie das
Kollagen reparieren sollen. OPC hat zufällig die richtige Größe
und paßt ganz genau zwischen die Kollagenfibern. Man kann das
an der Kontraktion einer Kollagenfaser messen, die mit heißem
Wasser in Berührung kommt. Sobald das heiße Wasser aufgedreht
wird, zieht sich die Kollagenfaser zusammen. Wir erkennen dies
sehr gut an der schnellen Kontraktion der Kontrollfasern. Gleiches
gilt für Fasern, die zum ersten Mal in Kontakt kommen mit dem,
was ich die «gewöhnlichen» Bioflavonoide nennen würde. Bei Katechinen
verzögert sich die Kontraktion etwas. Das bedeutet, dass das Kollagen
etwas stärker ist. Und auch wenn Tannine für eine noch längere
Verzögerung sorgen, erhält man bei OPC die längste Kontraktionszeit.
Je länger die Kontraktionszeit, desto
besser wurde das Kollagen repariert. Hier sehen Sie wieder einmal
eine Bestätigung der Tatsache, dass Sie Moleküle einer bestimmten
Größe brauchen, damit die Reparatur auch ausgeführt werden kann.
Man kann zerstörtes Kollagen nicht einfach mit irgend etwas reparieren.
Mein Laboratorium führte andere
Experimente mit Meerschweinchen durch, um zu beweisen, dass OPC
der Co- Faktor von Vitamin
C ist. Wir experimentierten mit in vier Gruppen aufgeteilten
Tieren. Der ersten Gruppe wurde Vitamin C vollkommen entzogen.
Die Meerschweinchen lebten ungefähr fünf Wochen und starben dann
an Skorbut. Eine Kontrollgruppe erhielt eine ausgeglichene Ernährung
mit viel Vitamin
C, und im Verlauf des Experiments überlebte sie nicht nur,
sondern nahm auch an Gewicht zu. Aber wir entdeckten etwas sehr
Interessantes in den beiden anderen Gruppen, wo den Meerschweinchen
etwas weniger Vitamin
C verabreicht wurde, wenngleich nicht genug zum Überleben.
Hier sehen Sie die Kurve, die man erhält, wenn man den Meerschweinchen
die gleiche unzureichende Menge an Vitamin
C gibt, diesmal aber zusätzlich OPC: Die Tiere überleben.
Wenn man OPC der Ascorbinsäure hinzufügt,
verlängert und verstärkt sich deren Wirkung.
Man kann daher sagen, dass OPC der Co-Faktor von Ascorbinsäure
ist. Und es gibt keine bessere Art, die wohltuende Wirkung von
OPC auf Vitamin
C zu beweisen. Hier - ich werde dieses Thema sehr schnell
abhandeln - sehen Sie den Beweis, dass OPC Enzyme hemmt, die das
Kollagen zerstören, wie Elastase, und allgemein Enzyme hemmt,
die Proteine angreifen. Schließlich, wenn wir zu der letzten
Tabelle zurückkehren, sehen wir, dass unter diesen Bedingungen
Proanthocyanidine eine Rolle beim Aufbau von Kollagen spielen
und seine Zerstörung durch solche Enzyme verhindert, die die Kollagenzerstörung
beschleunigen, wie Kollagenasen. Wie
Sie wissen, gibt es gewisse Krankheiten, bekannt als Kollagen-Krankheiten,
die durch eine Hyperaktivität dieser zerstörerischen Enzyme gekennzeichnet
sind. Diese Experimente bewiesen die therapeutische
Wirkung von OPC auf den Blutkreislauf. Angesichts der Tatsache,
dass die Wand eines Blutgefäßes, das Endothelium, voller Kollagen
ist, was die Elastizität und die Resistenz des Gefäßes sichert,
folgt daraus, dass man, wenn man das Kollagen schützt, indem man
die Qualität des Kollagens verbessert, gleichzeitig die Qualität
des Blutgefäßes selbst verbessert.
Wir
mußten auch beweisen, dass OPC bioverfügbar ist. Und dies
war keineswegs offensichtlich, weil polymerisiertes OPC Tanninen
ähnelt, und wir wußten ja, dass Tannine nicht bioverfügbar sind.
Oral eingenommene Tannine durchdringen nicht die Darmwand. Wie
konnten wir also beweisen, dass OPC diese Wand durchdringt? Mit
anderen Worten, wie konnten wir beweisen, dass oral eingenommenes
OPC bei Tieren wie bei Menschen schließlich mehr oder weniger
überall im Körper sein würde? Hierfür markierten wir OPC aus Trauben
mit radioaktivem Kohlenstoff . Natürlich konnten wir die Pinien
aus der Gegend von «Les Landes» nicht markieren, dass wir sie
nicht in unser Labor mitnehmen konnten; also züchteten wir statt
dessen «Mini-Weinstöcke». Diese hielten wir 45 Tage lang in einer
kohlensäurereichen Atmosphäre, wofür wir radioaktiven Kohlenstoff
benutzten. Die Photosynthese dauerte 45 Tage, und besonders verband
sich das OPC mit dem radioaktiven Kohlenstoff. Als wir nach 45
Tagen die Blätter von den Reben pflückten und sie im Dunkeln auf
Fotopapier legten, erhielten wir «Auto-Röntgenstrahlen»:
Die Traubenblätter waren radioaktiv und fotografierten sich selbst.
Wenn man also einem Tier Proanthocyanidine gibt, OPC, das aus
mit radioaktivem Sauerstoff behandelten Traubenkernen gewonnen
wurde, wird ihre Verteilung im Körper durch die Radioaktivität
meßbar, die von jedem tierischen Organ ausgeht, wie man an dieser
Tabelle ablesen kann. In dieser Tabelle haben wir die Radioaktivität
des gesamten Blutes bei 1 angesetzt, und Sie sehen, dass die Aorta
gleichzeitig die höchste Radioaktivität aufweist. Wenn die Gesamtblutradioaktivität
bei 1 ist, so ist die der Aorta sieben- bis achtmal höher. Das
bedeutet zunächst einmal, dass OPC sich im ganzen Körper verbreitet,
aber eine besondere Affinität zu dem vaskulären System aufweist.
Wenn Sie eine Scheibe des Tieres
nehmen - dies ist der Querschnitt einer in flüssigem Helium gefrorenen
Maus - und sie auf einen radiographischen Film legen, erscheinen
alle radioaktiven Stellen als weiße Flecken. Hier ist zum Beispiel
der Querschnitt der Aorta und der Haut. Kurz gesagt, verbreitet
sich die Radioaktivität durch den ganzen Körper, ein Beweis dafür,
dass OPC bioverfügbar ist. Hier sehen Sie die Radioaktivität auf
einer Vergrößerung des Tierherzens, und Sie sehen, wieviel OPC
sich tatsächlich an das Kollagen in den Wänden der Arterien heftet,
die das Blut zum und vom Tierherzen transportieren.
Es ist keineswegs selbstverständlich,
dass andere Polyphenole ebenfalls bioverfügbar sind. Ich habe
darauf hingewiesen, dass Tannine es nicht sind, und es gibt ein
weiteres Polyphenol namens Rutin oder Rutosid, das als Nahrungsergänzungsmittel
viel verkauft wird. Sicher verfügt es auch über eine gewisse Wirkung,
zweifellos, aber als wir Rutosid
mit Kohlenstoff 14 markierten, wie wir dies mit dem OPC aus Traubenkernen
gemacht hatten, und es an ein Tier verfütterten, konnten wir nur
im Darmtrakt Radioaktivität entdecken. Ganz offensichtlich mußte
das Rutosid ja irgendwo sein, aber
es war im Darm verblieben. Wir mußten den Umriß des Tierkörpers
einzeichnen, dasseinzig der Darm radioaktiv war, und sonst nichts.
Dies beweist, dass dieses Flavonoid nicht
bioverfügbar ist. Immer noch wird es als Arzneimittel verkauft,
was natürlich für diejenigen angenehm ist, die damit ihr Geld
verdienen, aber es ist nicht erprobt wie OPC.
Ich
komme nun zum letzten Teil meines Vortrags [...].
Wie Sie sich erinnern, beschäftigte ich mich in meiner ersten
Arbeit mit Erdnüssen. Diese enthalten Öl, und wie zufällig ist
dieses Öl von einer OPC-haltigen Haut umhüllt. Anschließend arbeitete
ich über die Pinie aus der Gegend von «Les Landes», die ein Harz
enthält, das sehr anfällig für Oxidation ist, und wiederum wie
zufällig wird dieses Harz ebenfalls durch eine Art «Rindenschale»,
die reich an OPC ist, beschützt. Im dritten Fall wandte ich mich
den Traubenkernen zu. Ich habe bereits dargestellt, dass Traubenkerne
ein Öl enthalten, das sehr reich an Polyäthylenfettsäuren ist,
und siehe da, auch Traubenkerne sind von einem stark OPC-haltigen
Bereich umgeben. Kurzum, Pflanzen ergreifen
die Vorsichtsmaßnahme, sich mit OPC zu umgeben, wenn sie sich
gegen Oxidation schützen müssen.
Warum sollten wir Menschen nicht das gleiche tun? Auch wir haben
Gründe, uns vor den Auswirkungen von Sauerstoff zu fürchten. Ich
stellte mir diese Frage, und bei dem Versuch, sie zu beantworten,
entdeckte ich die ausgesprochen starke Schutzwirkung von OPC gegen
die freien Sauerstoffradikale.
Dies ist das Foto eines Buches. Dieses
Buch aus meiner Bibliothek ist hundert Jahre alt und vergilbt
wie alle alten Bücher. Trotz sorgfältigen Umgangs hat Sauerstoff
dazu geführt, dass das Papier gelb wurde, wie jeder selbst sehen
kann. Ebenfalls kann jeder leicht das folgende überprüfen.
Nehmen Sie eine Seite aus einer Zeitung, und legen Sie sie an
einem schönen Sommertag in die Mittagssonne, und zwar mit einem
dunklen Teller, den Sie mitten auf das Papier stellen. Lassen
Sie die Zeitung drei Stunden in der Sonne. Nach diesen drei Stunden
werden Sie bemerken, dass die Zeitung sich fast so stark gelb
gefärbt hat wie das alte Buch in einem Jahrhundert. Was ist geschehen?
Eindeutig hat sich die Zeitung unter dem Teller nicht gelb verfärbt,
wo sie vor der Sonne geschützt war. Das bedeutet, dass Sauerstoff
durch das Sonnenlicht verstärkt dazu neigt, sich in freie Radikale
zu verwandeln. Mit anderen Worten, molekularer Sauerstoff wird
zu radikalem Superoxid und zum großen Kummer der Moleküle, die
ihm im Weg stehen, denn sie haben gute Chancen, in Stücke zerbrochen
zu werden. Die Wirkung hiervon auf Kollagen wird an dem Bild der
alten Landfrau aus den Bergen Perus deutlich. Ich brauche Ihnen
nicht zu sagen, dass hier ein Beispiel von stark beschädigtem
Kollagen bei einem Menschen vorliegt, der mehr als 60 Jahre in
Höhenluft verbracht hat und daher nicht nur dem Sauerstoff, sondern
auch dem Sonnenlicht und freien Radikalen ausgesetzt war.
All dies ist ziemlich banal und
allseits bekannt. Aber vielleicht führt es uns zu der Annahme,
dass dieser Prozeß nur das Äußere unserer Körper betrifft. Dem
ist jedoch nicht so. Jede Zelle in unserem Körper muß Moleküle
beseitigen, und im allgemeinen gebrauchen Zellen Sauerstoff, um
die nicht mehr brauchbaren Moleküle fortzuschaffen, lästige Moleküle,
die sie in ihrem Zytoplasma nicht gebrauchen können. Einige dieser
Moleküle können jedoch nicht von den Sauerstoffmolekülen beseitigt
werden, die wir atmen. Unsere eigenen Körper verwandeln einen
Teil des Sauerstoffs in freie Radikale.
Tatsächlich haben wir in unseren Körpern freie
Radikale, die wir selbst hervorbringen, um das Innere unserer
Zellen von den Substanzen zu befreien, wie das «X», das von dem
normalen Sauerstoff, den wir atmen, nicht oxidiert werden kann.
Sie sehen also, dass freie Radikale eine physiologische Aufgabe
erfüllen. Zufällig könnte «X» Alkohol sein. Alkohol ist eine der
Substanzen, die freie Radikale erfordern, um aus unseren Zellen
entfernt zu werden. All dies ist kaum tröstlich, aber wir haben
gewisse natürliche Abwehrmechanismen. Die Art, wie unser Körper
freie Radikale einsetzt, um seine Zellen zu entgiften, ist ein
wenig so, wie wenn man eine Fliege mit einer Kalaschnikow tötet.
Effektiv zwar, aber mit beträchtlichem Schaden für alles, was
die Fliege umgibt. Um also diesen «Overkill» zu vermeiden, haben
wir Schutzsysteme in Form von Enzymen,
wie Superoxid
Dismutase, Glutathion,
Peroxidase, Katalase. Sie verhindern, dass die anfängliche Reaktion
durch das Superoxidmolekül zu einer Kettenreaktion führt; sie
verhindern, dass auf die Produktion von Superoxid eine ganze Armee
an freien Radikalen folgt. All dies funktioniert sehr gut, aber
... diese Enzyme sind Proteine, und mit zunehmendem Alter läßt
unsere Fähigkeit nach, Proteine zu synthetisieren. Außer dem Alter
gibt es noch genetische Schwächen, die unsere Fähigkeit zur Proteinsynthese
beeinträchtigen.
Nun
werden Sie sagen: «Aber es gibt doch Vitamine, Vitamin
E und Vitamin
C. Sie sind Antioxidanzien, die eine Rolle in unserem natürlichen
Abwehrsystem spielen.» Das tun sie in der Tat, aber nur, wenn
wir Nahrung zu uns nehmen, die genügend davon enthält. Auch wir
können nicht immer die Dosen an Vitamin
C und E kontrollieren, die wir täglich zu uns nehmen. Und
außerdem zieht die extrem ungesunde moderne Praxis strenger Diäten
oft einen äußerst unzureichenden Vitaminverbrauch nach sich. Das
Ergebnis ist, dass viele Menschen einen Überschuß an freien Radikalen
produzieren. Wir können unseren Glückssternen für die Existenz
von Neutralisierern der Radikalen danken, Substanzen, die uns
im Kampf gegen freie Radikale unterstützen. Diese Substanzen sind
OPC. Ich werde es Ihnen beweisen. Dies
ist DPPH, Diphenyl-Picryl- Hydrazyl, ein freies Radikal. Wenn
man nach und nach zum Beispiel OPC dem DPPH hinzufügt, hört die
Radikalenwirkung auf. Hier sehen Sie das DPPH ohne OPC, mit ein
wenig OPC und mit genügend OPC, um die vollständige Unterdrückung
der Radikalenwirkung sicherzustellen. Dies alles kann man mit
bloßem Auge beobachten. Hier haben Sie das freie Radikal, das
gefärbt ist und allmählich seine Farbe verliert und verschwindet,
während wir der Lösung mehr OPC hinzufügen.
Sie mögen einwenden, dass all dies schön und gut sei, aber dass
es nur «in vitro» geschieht, dass es nicht real ist. Die Frage
lautet daher, geschieht dies wirklich in unseren Körpern? Ich
habe schon vorgeführt, dass OPC bioverfügbar ist und von unserem
Gewebe absorbiert wird. Ich habe also ein Experiment durchgeführt,
indem ich mich selbst als Meerschweinchen benutzte. Ich appilzierte
etwas Dithranol, einen Stoff, der freie Radikale produziert, auf
meinem Arm. 48 Stunden später wies die Haut auf meinem Arm Läsionen
auf, die für die Wirkung freier Radikale typisch sind, außer an
den Stellen, wo ich die Haut fünf Minuten nach dem Auftragen von
Dithranol mit ein wenig OPC-haltiger, auf Traubenkernen basierender
Salbe einrieb. Sie sehen hier, dass die Reaktion auf die Radikale
viel schwächer ist. Das beweist, dass die antiradikale Wirkung
auch in lebendem Gewebe stattfindet.
Dies
alles führte dazu, dass ich 1987 dieses Patent anmeldete. Ein
US-Patent, das mir gewährt wurde für einen «Pflanzenextrakt mit
einem proanthocyaniden Inhalt, als therapeutischer Wirkstoff mit
radikalenentschärfender Wirkung und zu selbigem Gebrauch».
Ich muß sagen, dass dieses
Patent in gewissen Kreisen dieses Landes nicht mit uneingeschränkter
Freude aufgenommen wurde. Einige Leute fragten sich, woher ich
die Frechheit nahm, direkt unter ihren Augen ein Patent anzumelden.
Aber so war es nun einmal. Wenn man 40 Jahre lang geforscht hat,
würde ich sagen, hat man das Recht, ein paar Patente anzumelden.
Und ich habe Patente überall in der Welt angemeldet. Wie
auch immer, das US-amerikanische Patentamt in Washington hat mir
dieses Patent freundlicherweise genehmigt, und ich bin sehr stolz
darauf, für diese Entdeckung Inhaber eines Patents der Vereinigten
Staaten zu sein. Hiermit möchte ich Ihnen zeigen, dass die Kosmetikindustrie,
sowohl hier als auch in Frankreich, sich der antiradikalen Substanzen
bedient. In Frankreich gibt es eine ganze Reihe Kosmetika, die
aus Traubenkernen gewonnene Pycnogenole enthalten.
Ein paar abschließende Worte
zu dem «französischen Paradoxon». Ich
verspreche, mich kurz zu fassen. Sie
sehen hier das Foto eines Referats, das ich 1961 veröffentlichte.
Darin argumentierte ich, dass Wein dank der darin enthaltenen
«flavonischen Derivate» das Cholesterin
senkt. So nannten wir seinerzeit Proanthocyanidine. Das
Wort Proanthocyanidin wurde erst 1970 geprägt, deshalb sprachen
wir noch von flavonischen Derivaten. Ich hielt dieses Referat
vor einer internationalen medizinischen Konferenz über den Gebrauch
von Wein und Weintrauben. Im Publikum befand sich der Dekan der
medizinischen Fakultät der University of California in Los Angeles
(UCLA), Milton Silvermann. Als ich fertig war, erhob sich Herr
Silvermann und sagte: «Lieber Professor,
bitte kommen Sie zu uns, und halten Sie diesen Vortrag an der
UCLA, ich bin überzeugt, dass er ein großer Erfolg wird. In heutiger
Zeit, im Jahr 1961, gibt es zwei Dinge, vor denen die Amerikaner
sich am meisten fürchten: Kommunismus und Cholesterin.»
Ich beschließe diesen Vortrag, indem ich Ihnen zeige, dass das
«französische Paradoxon» schon 1961
ein integraler Bestandteil meiner Arbeit war.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit
Nahrungsergänzungen dienen nicht
als Ersatz für eine ausgeglichene Ernährung. Informationen unserer
Webseite sind keine Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker,
bei Erkrankungen von Tieren konsultieren Sie einen Tierarzt. Die
Einnahme von Nahrungsergänzungen, Medikamenten, Heilkräutern
usw. sollten Sie mit einem Arzt Ihres Vertrauens absprechen.
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